Glas
Waldglas
Nördlich der Alpen entstanden im 16 Jahrhundert sogenannte Waldglashütten. Diese inmitten ausgedehnter Waldungen angesiedelten Glashütten bezogen ihre Rohstoffe (Sand, Ton, Brennholz, Pottasche) aus der Umgebung. Die Grünfärbung des Glases kommt durch die Beimengung von Eisenoxyd, erst um 1620 gingen die Hütten dazu über das Glas zu entfärben. Bedeutende deutsche Waldhütten gab es in Schlesien und Böhmen, im Spessart, in Hessen, Thüringen, Franken, Sachsen und Hannover, sowie im Fichtelgebirge und in Tirol. Die Erzeugnisse dieser Hütten waren weniger kostspielig und entsprachen mehr dem Geschmack der mittleren Bürgerschichten.
18. Jahrhundert
Der Glasschnitt und der Glasschliff waren bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts vorherrschende Dekorationsform und wurden seit Mitte des 17. Jahrhunderts von der Emailbemalung und der Schwarzlotmalerei ergänzt.
Mit dem Aufschwung der Glasindustrie wurde das Interesse an farbigem Glas immer größer. Beliebt waren unter anderem blaugefärbtes Kobaltglas, Opalglas und Rubinglas. Der für Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg arbeitende Chemiker Johann Kunckel (ca. 1620-1703) fand bei seinen Experimente heraus das sich mit Gold als Farbstoff eine außergewöhnliche Rotfärbung des Glases erzielen lässt. Die Rotfärbung von Glas mit Kupfer war seit der Antike bekannt, doch das neue Glas besaß einen sehr viel schöneren Farbton und wurde durch die ihm zugeschriebenen magischen Kräfte gefragt.
Durch die Importe chinesischen Porzellans durch die Ostindische Kompanie im 17. Jahrhundert, verstärkten sich die Bemühungen das Porzellan durch Glas nachzuahmen. Das weiße Milchglas wurde meist aufwendig bemalt, ahmte aber erst im 18. Jahrhundert die Formen und Dekore des Porzellans nach.
Im ausgehenden 18. Jahrhunderts erobert das englische und irische Glas, dekoriert mit Stein- oder Brillantschliff, den europäischen Markt. Dekorelemente des Klassizismus prägen die Ästhetik der Glaswaren. Die Gläser sind beim Publikum sehr beliebt und veranlassen auch die, unter einer Absatzkrise leidenden, böhmischen Hütten dazu die Dekore.
19. Jahrhundert
Im ersten Viertel des 19. Jahrhundert sind Gläser mit transparenter Emailmalerei höchst beliebt, herausragende Vertreter sind Samuel Mohn und Anton Kothgasser. Es kam in Mode mit den Gläsern die Farbtöne von Edelsteinen zu imitieren, Voraussatzung dafür war die Erfindung des schwarzen- und siegellackroten Hyalith Glases durch Georg Graf von Buquoy und das marmorierte Lithalyn von Friedrich Egermann. Die Gläser werden häufig mit Goldlack dekoriert.
Jugendstil
Um 1900 stand die Glaskunst maßgeblich unter französischem Einfluß. Inspiriert durch die Kunst Japans schuf der aus Nancy stammende Emile Galle (1846-1904) Glasobjekte deren Dekore die Flora und Fauna darstellten. Zu seinen Nachfolgern gehören Auguste und Antonin Daum. Der Amerikaner Louis Comfort Tiffany begann 1893 mit der Produktion des „Tffany Favrile Glass“, ein mit seidigem Lüstereffekt und verschiedenen Iristönen geschmücktes Glas.